In diesem Blog geht es um Homophobie und darum, dass die Zeiten um uns herum trotz vieler Verbesserungen der letzten Jahre auch wieder rauer geworden sind.
Besonders schlimm ist es gerade für viele, die von Rassismus betroffen sind. Ich möchte Euch heute auf einen Fall aufmerksam machen, in dem es um ein Mitglied der Berliner LGBTI*-Community geht, um einen Freund, der sich als Sänger und Aktivist für unsere Rechte stark gemacht hat und der jetzt unsere Hilfe braucht:
Zur Erinnerung: Vor ziemlich genau vier Jahren hat Shon Abram zusammen mit Romy Haag, Wilhelmine Schneider und Stefan Kuschner „Love is not for Propaganda“ gesungen, den Protestsong gegen die russischen Homophobie-Gesetze, den damals das Motto der Enough is Enough-„Rainbow Flame“-Aktion anlässlich der olympischen Winterspiele in Sotchi gewesen ist.
Shon ist vor drei Monaten nach einem rassistisch motivierten Wortgefecht an der Garderobe eines Musikclubs in Breslau in Polen niedergeschlagen und schwer verletzt worden. Da sein linkes Auge erst vor kurzer Zeit operiert worden war, hatte der Übergriff besonders gravierende Folgen: Auf diesem Auge kann der in Berlin lebende Amerikaner seitdem nur hell und dunkel unterscheiden, die langfristigen Folgen sind unklar.
Da Shon, der nicht nur Musiker, sondern auch Lehrer ist, durch die Verletzungen nur wenig arbeiten konnte und Geld für einen Anwalt sammelt, gibt es am 13. April in der Berghain-Kantine ein Unterstützer-Konzert, auf dem Geld für Shon gesammelt wird. Auch 20 Prozent der Einnahmen gehen direkt an Shon. Zusätzlich besteht auf der Plattform gofundme die Möglichkeit, Shon direkt zu unterstützen.
Ich weiß, ein solcher Aufruf auf diesem Blog ist ungewöhnlich. Es geht hier nicht um Homophobie. Und es geht um einen Vorfall, der sich außerhalb von Deutschland ereignet hat, einer, bei dem man sich darüber streiten kann, ob und was er gerade mit der derzeitigen Situation in Deutschland zu tun hat. Doch in diesem Fall möchte ich mich gar nicht streiten. Shon ist einer von uns. Aber nicht nur deswegen deswegen geht uns seine Geschichte an.
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Hier das Interview mit ihm:
Welche Erfahrung hast du vor dem Übergriff mit Rassismus in Europa gemacht?
Seit sechs Jahren lebe ich in Berlin. Während dieser Zeit gab es immer wieder rassistisch motivierte Vorfälle, aber seit der letzten zwei Jahres merkt man, wie sich der Ton in Europa langsam zurückentwickelt.
Was erlebst du im Alltag konkret?
Nur zwei Beispiele: Viele Taxis weigern sich, mich mitzunehmen. Ich bin es mittlerweile gewohnt, bei Unterhaltungen in Clubs auf die berüchtigte Frage zu warten, welche Droge ich verkaufe.
Wie ist es zu dem Übergriff gekommen?
Am 29. Dezember letzen Jahres feierte ich mit meinem polnischen Freund in einer Bar in Breslau in seinen Geburtstag hinein. Schließlich wollten wir die Location wechseln, mein Freund war mit anderen draußen um zu rauchen und ich war mir nicht ganz sicher, ob er bereits bezahlt hatte. Deswegen fragte ich an der Garderobe, ob er schon bezahlt hatte und ob seine Jacke noch da war. Daraufhin wurde ich von dem Mann an der Garderobe unhöflich zurechtgewiesen, was das denn solle und woher er das wissen solle und als ich ihn fragte, warum er auf diese einfache Frage in dem Ton mit mir redet, sagte er, dass wir schwarzen Menschen immer Probleme machen würden. Ich versuchte noch eine Diskussion darüber, dass es solche Clubs wie diesen ohne schwarze Menschen und ihre Musik gar nicht geben würde. Wir streiten und er nennt er mich Nigger und als ich sage, er solle mich in Ruhe lassen, bekomme ich von hinten einen heftigen Schlag auf mein linkes Auge, ich werde getreten und mit einem Pfefferspray besprüht.
Wie schlimm hat es dich erwischt?
Da ich zuvor Hornhauttransplantationen in beiden Augen hatte, bemerkte ich sofort, dass meine linke Seite nicht in Ordnung war. Das Brennen war so stark, ich habe versucht, mich gegen die Wand zu stützen, und habe um Hilfe gefleht, schließlich kam ein junges Pärchen und hat mich in die Bar gebracht, wo wir unsere Nacht begonnen hatten. Ich konnte mich setzen und sie brachten mir Milch, um das Auge abzukühlen. Ich erklärte ihnen, dass ich Hilfe brauche, weil ich Augenprobleme habe und bat den jungen Mann, mein Handy aus meiner Tasche zu holen, gab ihm mein Passwort um einen Krankenwagen anzurufen. Ich erklärte der Frau am Telefon, was passiert war, dass meine beiden Augen genäht worden sind und ich jetzt Schmerzen auf meiner linken Seite habe und dass ich nichts sehen kann. Sie sagte mir, dass sie nichts tun kann, weigerte sich, jemanden zu schicken und legte auf. Als ich dem Paar sagte, dass sie nicht kommen würden, versuchten sie mich, mich in in die Bar zurückzubringen, wo der Security-Mann mir nicht erlaubte, das Gesicht zu waschen.
Warst du wütend oder resigniert?
Ich gebe zu, dass ich nicht ruhig war, nachdem ich geschlagen, gewürgt, geschleift, mit Pfefferspray eingesprüht und getreten wurde, mir medizinische Hilfe verweigert wurde.
Wie ging es weiter?
Schließlich tauchte mein Freund auf, aber auch er wollte mir nicht helfen, sondern beschimpfte mich. Da habe ich Sachen gesagt, die mir leid tun, die mit Rassismus in Polen zu tun haben, wobei ich sagen muss, dass mir vorher keine schlimmen rassistischen Dinge passiert waren. Wir haben uns total zerstritten, er bot mir noch an, eine Nacht bei ihm bleiben zu können, aber ich sagte, dass ich Hilfe bräuchte, ich habe dann einen frühen Bus zurück nach Berlin genommen, und als ich dann endlich Zuhause war, war ich so müde, dass ich erst mal schlafen musste. Am frühen Abend, als ich wieder wach war, habe ich versucht, das linke Auge zu öffnen, aber das Licht im Zimmer verursachte schlimme Schmerzen, ich schrieb mit meine Augenärztin eine SMS, die mich dann direkt in die Charité schickte. Ich packte eine Tasche, weil mir klar war, dass ich dort erst mal bleiben muss. Beim Augentest konnte ich die projizierten Nummern nicht erkennen, weil schon das Licht mir weh tat und als ich dann sagen sollte, wie viele Finger ich an der Hand des Augenarztes sehe, war mir das nicht möglich.
Was hat der Arzt gesagt?
Die Nähte an meinem linken Auge waren gerissen, meine Iris stand hervor, es musste also schnell gehandelt werden und so wurde ein Chirurg gerufen. Sie sagten, sie würden versuchen, mein Auge zu retten, aber sie könnten es nicht garantieren, ich musste innerhalb von 24 Stunden operiert werden. Nach der Operation sagte man mir, dass man in den nächsten drei Monaten sehen würde, ob meine Linse wieder zurückgesetzt werden kann, und ob meine Sehkraft wieder hergestellt werden kann.
Das war vor drei Monaten, wie geht es dir heute?
Es ist eine tägliche Herausforderung, mit meinen neuen Limitierungen umzugehen, es fällt mir schwerer, alltägliche Dinge richtig wahrzunehmen. Schneiden, Gießen, Treppensteigen usw. ist schwierig. Die Ärzte sagen, dass es einfacher wird, aber wenn mein rechtes Auge müde ist, bemerke ich, dass mein linkes Auge versucht, es zu übernehmen, und das ist sehr anstrengend. Ich habe Trauma- und Körpertherapie gemacht und das hilft mir sehr, diese harte Zeit zu bewältigen.
Du sammelst Geld für einen Anwalt. Was willst du erreichen?
Ich war noch nie in dieser Situation. Ich möchte, dass die Leute wissen, dass es nicht in Ordnung ist, sich so zu verhalten. Ich möchte Gerechtigkeit. Ich habe eine bleibende Verletzung und ich denke, dass mir eine Entschädigung für meine Sehbehinderung zusteht und der Täter verstehen soll, dass ein solches Verhalten nicht akzeptabel ist.
Was können wir gegen Rassismus tun?
Ich hasse Rassismus, ich werde es nicht zulassen, dass Menschen mir etwas sagen oder tun, weil ich schwarz bin. Darauf werde ich immer bestehen, weil es ein Menschenrecht ist. Wenn andere wüssten, wie es ist, in einer Welt zu leben, in der du aufgrund deiner Hautfarbe vorverurteilt wirst, in der einfach ohne nachzudenken Dinge wahllos gesagt werden, wenn die anderen sich in eine solche Situation einfühlen könnten, würde sich deren Einstellung ändern. Ich bin nicht gewalttätig, liebe das Leben und werde jedem in meinen Möglichkeiten helfen, dies zu tun. Es ist Zeit für uns alle zusammen daran zu arbeiten, Rassismus weltweit zu beenden.
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Wer Shon finanziell unterstützen möchte: Hier geht es zur Hilfsaktion.
Informationen und Tickets zum Konzert am 13. April im Berghain / Kantine.
Disclaimer: Ich bin einer der Initiatoren des Unterstützerkonzertes.
Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden. Aber Homosexualität darf auch nicht propagiert werden. Es ist gut, dass die AfD und die ÖDP im Aufwind sind. Wir brauchen eine öko-konservative Politik. Mehr dazu auf meiner Internetseite.
@Öko-Theosoph
Von dieser grün-braunen Scheiße, die du verzapfst, hat Deutschland mehr als genug, sie ist über alle Parteien hinweg das Fundament unseres Geisteslebens. Was Deutschland gut täte, wäre endlich mal etwas mehr anthropozentristisch-progressive Politik. Verpiss dich von diesem Blog und erzähl das deinen Freunden bei Alnatura und an der Waldorfschule.
Zur Sache:
Unfassbar, was Shon da mitmachen musste. Ich drücke ihm alle Daumen, dass er eine angemessene Entschädigung bekommt.
@ Alexander_F
Hahaha …….
Wir haben im Gegenteil genug von den linken Meinungsmachern. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).