Geht Euch das auch so?
OK, Steinmeier hat heute unterschrieben, die Sache ist durch und das wird jetzt so kommen. Aber habt Ihr nicht trotzdem auch das dumpfe Gefühl, dass das noch nicht das Ende ist, dass da noch was passieren kann? Ich meine das jetzt gar nicht konkret, also nicht das Bundesverfassungsgericht, sondern ganz irrational:
Dass ich es einfach noch nicht ganz glauben kann, dass ich irgendwie denke, da kommt noch vielleicht jemand kurz vor Schluss, und nimmt uns das weg, dass wir morgen aufwachen und es war dann noch alles nicht so?
Natürlich weiß ich, das das nicht so ist. Aber da nicht weiß, wie alles sein wird, wenn es ist, fällt es mir schwer, es vorzustellen. Fällt es mir schwer zu glauben, dass es passiert.
Jetzt, wo es bald so weit ist, merke ich nochmal auf eine ganz andere Art, wie falsch es ist, dass es noch nicht ist.
Es ist höchste Zeit dafür, höchste Zeit für gleiche Rechte, für die Ehe für alle.
Echt! ♦
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Mehr zum Thema hier im Blog:
Ehe für alle: Eine kleine Nachhilfestunde (nicht nur) für Heteros.
Wäre der 30. Juni nicht ein wunderbarer Feiertag?
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Ich fürchte eher Probleme beim Standesamt. Wir wollen uns am 2.10. umwandeln lassen (so heißt das ja wohl, wenn man rückwirkend heiratet), und das Amt schwafelt intensiv von fehlenden Durchführungsbestimmungen, Vordrucken, EDV-Problemen usw. So war es doch 2002 bei der Verpartnerung auch. Über ein Jahr nach Inkrafttreten des LPartG noch immer keine einheitlichen Urkunden, noch immer eine fehlerhafte EDV, noch immer handschriftlich korrigierte Ausdrucke – und unser neuer Familienstand lautete „ungeklärt“. Murkserei in die Richtung ist es, die mir Gedanken macht. Da die hiesige Lokalzeitung seit dem Gesetzesbeschluss schon zwei große Artikel zum Thema veröffentlicht hat und sich beim Standesamt über den dortigen Stand der Dinge auf dem Laufenden hält und den dann auch öffentlich kundtut, rechne ich immerhin damit, dass das Amt selbst sich lieber nicht öffentlich bloßstellen will. Dass man höheren Orts aber die drei Monate Vorbereitungszeit verpennt und wir dann eine Urkunde kriegen, in der wir als Mann und Frau tituliert werden und das dann wieder handschriftlich ausgebessert wird oder dass wir eine vom Standesbeamten selbst gebastelte inoffizielle Urkunde bekommen – so was befürchte ich schon.
Mir geht es ganz genauso. Und die Sorge, dass es doch nicht klappt, ist auf jeden Fall da. Es ist schwierig zu beschreiben…Ich traue mich kaum, mich richtig zu freuen. Zwei Wochen vor der Eheöffnung haben meine Freundin beschlossen, uns doch zu verpartnern. Weil wir das Gefühl hatten, dass es mit der Ehe in den nächsten Jahren eh nix wird. Und weil wir aus verschiedenen Gründen nicht mehr warten wollten. Jetzt wirds ne Ehe, und das ist eigentlich super genial. Aber wir hatten und gerade an den Gedanken, nur die Lebenspartnerschaft eingehen zu können, gewöhnt. Das war etwas frustrierend, aber an sich okay. Aber jetzt, wo die Ehe so greifbar scheint, würde ich das ganze am Liebsten verschieben. Um sicher zu sein. Glauben kann ich das wohl erst, wenn die ersten Hochzeiten stattfinden. Vielleicht.
Mich freut eher, dass die Eheöffnung in Deutschland von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen wurde:
* Linkspartei (geschlossen zugestimmt)
* Bündnis90/Die Grünen (geschlossen zugestimmt)
* SPD (geschlossen zugestimmt)
* FDP (ausserparlamentarisch geschlossen dafür ; Lindners Haltung, dass die FDP nur bei Ehe für alle, mirtregiert, dürfte Merkel „erst“ zu Ihrer Äußerung veranlasst haben)
* CDU/CSU (ein VIERTEL der Bundestagsabgeordneten haben zugestimmt, unter anderem prominente CDU-Politiker wie Ursula von der Leyen, Peter Altmaier, Peter Tauber, Marianne Böhmer, Kristina Schröder, Monika Grütters) und offen schwule CDU/CSU-Politiker wie Stefan Kaufmann, Jens Spahn und Bernd Fabritius
* Zustimmung kam auch durch öffentliche Stellungnahme der EKD-Leitung !
Dagegen war am Ende „Nur“ noch Dreiviertel der konservatien CDU-Bundestagsabgeordneten und im Bundesrat die bayrische CSU-Landesregierung sowie die Partei AfD.
Ja, mir ging das auch so. Vor allem als die Entscheidung ganz frisch gefallen war. Ich hab nen live Ticker auf Arbeit verfolgt und geweint, als das Abstimmungsergebnis fest stand. Ich konnte es kaum glauben. Inzwischen habe ich noch Sorge, dass uns zukünftig das Recht wieder abgenommen werden könnte, je nachdem, wie sich die politische Landschaft in den nächsten Bundestagswahlen verändert. Damit meine ich nicht eine etwaige Klage vorm Verfassungsgericht. Ich kann einfach nicht so recht darauf vertrauen, dass das jetzt so bleibt wie beschlossen. Traurig, aber so empfinde ich. Es hat einfach zu lange gedauert, in unserer Demokratie, im Vergleich zu so vielen anderen Ländern, die Deutschland in den letzten Jahren überholt hatten im Eherecht für Lesben und Schwule.
Bei aller Skepsis ob der Dauerhaftigkeit dieses historischen und großen Schrittes in der Gleichstellung von LGBT bin ich aktuell aber natürlich auch sehr froh und plane mit meinem Ehebutch schon die Umwandlung unserer Lebenspartnerschaft in eine Ehe. Übrigens nenne ich meine Partnerin schon immer „meinen Ehebutch“, aber jetzt passt es noch mal besser, sozusagen. 😉