„Der große Feind der Ehe ist die Gendertheorie. Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören. Er wird nicht mit Waffen geführt, sondern durch ideologische Kolonisierung. Darum ist es wichtig, die Ehe vor diesen Kolonisierungen zu verteidigen!“
Papst Franziskus (Quelle radiovaticana.va)
Falls das jemand noch nicht mitbekommen hat: Der Papst hat uns mal so nebenbei den Krieg, nein den „Weltkrieg“ erklärt. (Natürlich hat uns der Papst nicht offiziell den Krieg erklärt, sondern es so gemacht, wie man das eben so macht, wenn man Krieg führen möchte: Die anderen haben angefangen und das, was sie machen ist Krieg und wir müssen deshalb jetzt verteidigen.)
Kann man lustig finden, gaga, ja das ist es ja auch. Kann man aber auch mal drüber nachdenken. Über das, was man gerade so gerne als Werte verklärt, über christliches Abendland, über ein Verständnis von Frieden, der da sein Ende findet und mit „Krieg“ bekämpft werden muss, wo sich Menschen frei entfalten wollen. Über einen Staat, der all dies mit Milliarden fördert, sogar Kindergärten, die er selbst finanziert von einer Organisation leiten lässt, die ihren Krieg besonders über Macht und Einfluss auf Kinder gewinnen möchte. Unschuldige Kinder möchte man sagen, wenn das nicht der Sprech derjenigen wäre, die gegen uns kämpfen, weil wir dafür eintreten, dass Kinder statt mit Schuld, Norm und Ekel mit Akzeptanz, Vielfalt und Respekt groß werden können.
Ja, eigentlich hätte das doch das Zeug zum Skandal, möchte man meinenl, und man fragt sich, warum nicht christliche Politiker jetzt von den Medien Tag und Nacht dazu aufgerufen werden, sich von diesem Kriegspapst zu distanzieren, warum man ihnen nicht vorwirft, dieses Kriegskatholikentum stillschweigend zu unterstützen, so lange sie ihm nicht laut und immer wieder widersprechen. Ja, eigentlich ist das ein Skandal, aber so wie Deutschland gerade ist, ist der Skandal in diesen Tagen ein anderer:
Denn neben den Milliardensubventionen an eine sich selbst so sehende Kriegspartei wird auch etwas Geld ausgegeben für Emanzipation: 34.872 Euro sind es, mit denen das Land Thüringen die Magnus Hirschfeld Tage unterstützt, die ab dem 5. November in drei verschiedenen Bundesländern stattfinden. Es geht um alle möglichen Themen zu allen möglichen Formen (auch heterosexueller) sexueller Vielfalt, um Information, Diskussion, Vernetzung. Und es geht in einem Workshop auch darum, das Thema Analverkehr von seiner Verklemmtheit zu befreien, was alleine schon für eine bessere HIV-Prävention wichtig ist. Und natürlich richtet sich das nicht an Kinder und natürlich findet da auch kein Sex statt.
Es wird gerade trotzdem zum Skandal. Der Papst kann sich in seinem Krieg gegen uns auf die AfD und Björn Höcke verlassen. ♦
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PS: Vor ziemlich genau fünf Jahren hat der damalige Papst Benedikt vor dem Bundestag reden dürfen. Hier im Blog habe ich damals geschrieben, warum das einen „unglaublichen Vorgang“ bedeutete, auch wenn er von fast allen anwesenden Vertretern aller Fraktionen bejubelt wurde. Vom Bundestag beklatscht hatte Benedikt damals mit dem Verweis auf das „Naturrecht“ nicht dem Dualismus der Geschlechter entsprechenden Lebensweisen den Kampf angesagt. Hier der Blogbeitrag dazu, der vor dem Autritt erschienen war:
„Homophobia Kills“: Über der Auftritt von Papst Benedikt im Deutschen Bundestag
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Weitere Beiträge im Blog über Katholiken und Homosexuelle:
Der Hass der Katholiken auf die Schwulen ist der Hass der Schwulen auf sich selbst
Ein schwarzer Tag mit Bischof Tebartz-van Elst und Ralf König ist schuld!
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