Helmut Markworts Kosmos

„Möglicherweise war ja der Anti-Papst-Rummel ein fröhliches Klassentreffen und Gemeinschaftserlebnis für die Mitglieder des Lesben- und Schwulennetzwerks. Inhaltlich boten sie ein Schauspiel aus dem vorigen Jahrhundert.“

Helmut Markwort

Es gibt Menschen, die sich ihre eigene Realität erfunden haben. Sie erzählen die Geschichte dieses eigenen Kosmos dann so lange, bis sie selber daran glauben. Der „Focus“-Herausgeber Helmut Markwort ist so ein Mensch. Besonders bei Schwulen kennt er sich aus. Wenn man einen Blick in seine Welt werfen möchte, muss man z.B. nur die Begriffe “CSD” und “focus.de” in die Google-Bildersuche eingeben. Aber auch ohne nachzugucken, wissen wir natürlich, dass die CSDs im Faktenmedium so bebildert sind, als würden sie aus einer gemischten Armee aus Transen und Ledermännern bestehen.

Jedes Jahr ärgern wir uns darüber, dass die Inhalte den schrillen Bildern weichen müssen. Wir haben uns an diese Verzerrung gewöhnt. Einerseits, weil wir die Journalisten verstehen können, die einen Hingucker brauchen, und den bekommen sie nicht, wenn sie einfach Schwule als normale Menschen abbilden.
Andererseits gönnen wir auch den Ledermännern und den Transen den Focus die Aufmerksamkeit. CSD bedeutet eben auch, sich als Minderheit-Minderheit stolz, öffentlich und mitten in der eigenen Stadt als Teil einer einmal im Jahr homosexuellen Mehrheit präsentieren zu können. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück zu Markwort.

Anläßlich des Papstbesuches und des Protestes, der grossteils von Homosexuellengruppen getragen wurde, hat sich der Focus-Gründer so seine Gedanken über Schwule und das Schwulsein gemacht. Beim Durchlesen könnte man meinen, dies sei die Abschrift eines heimlich im Gasthausrausch aufgenommen Muss-doch-mal-gesagt-werden-Ausrasters, aber es handelt sich tatsächlich um die im Focus erscheinende „Tagebuch-Kolumne“, aber vielleicht ist das ja auch dasselbe.

Markwort jedenfalls hat offensichtlich so lange bei der Überzeichnung Homosexuellen Protests die Feder geführt, dass er jetzt denkt, seine Projektion sei Wirklichkeit. Das geht so weit, dass er sich Homosexuelle auf der Straße gar nicht anders als karnevalisiert vorstellen kann.
Tatsächlich waren bei der von ihm sinniertenbehaupteten „karnevalistisch aufgezogenen Parade“, schätzungsweise unter drei Prozent der Teilnehmer irgendwie im Sinne des Demomottos verkleidet. Während ich dies schreibe, hasse ich mich ein bisschen dafür. Dafür, dass ich mich tatsächlich bemühe, die Ausdrucksformen des Protestes zu rechtfertigen, so als ob es einen inhaltlichen Unterschied gemacht hätte, wenn alle im Fummel aufgelaufen wären, oder – wie in diesem Fall -eben nicht. Dass ich tatsächlich denke darauf hinweisen zu müssen, dass die Veranstaltung eine „echte“ Demonstration war, dass wir dort um Menschenrechte kämpften und nicht den besten Platz am Prosecco-Stand. Dass ich denke, die Seriosität betonen zu müssen, wo sich doch der Kritiker in seinem Text mit keinem einzigen der vorgetragenen Inhalte auseinandersetzte um zum Schluss zu kommen, dass diese aus dem letzten Jahrhundert kämen.

Aber es ist einfach unglaublich, dass allen Ernstes heute noch Texte gedruckt werden, deren Autoren sich das Thema Homosexualität ausschließlich ästhetisch erschließen können.

Markwort:

„Während die Show-Schwulen von Berlin auf der Straße krakeelen, marschieren die etablierten Homosexuellen durch die Institutionen und arbeiten an ihrer Karriere.“

 

Muss man sich damit wirklich auseinandersetzen?
Ich befürchte, man muss. Es ist ja etwa nicht so, dass die Kollegen der anderen Blätter den Show-Halluzinationen des immerhin „ersten Journalisten“ eines der größten Deutschen Verlage ein meinungsstarkes Gegenfeuer geboten hätten. Aber das kann natürlich daran liegen, dass ihn dort niemand mehr für voll nimmt. Was soll man zu jemand sagen, der „die Pose des Widerstands und der Ruf nach Toleranz“ lächerlich findet „in einer Zeit, in der sich führende Vertreter aller Parteien zu ihren homosexuellen Neigungen bekennen“? Kann es sein, dass Herr Markwort tatsächlich glaubt, das würde irgendeinen Eindruck auf den Schulhöfen machen, auf denen „Schwule Sau“ das häufigste Schimpfwort ist? Wie kommt man darauf, dass es lächerlich ist, nach Toleranz zu rufen in einer Gesellschaft, in der sich die Zahlen homophober Gewalt auf einem hohen Niveau befinden und in der sich homosexuelle Jugendliche viel häufiger umbringen als ihre gleichaltrigen heterosexuellen Altersgenossen?

Vielleicht ist ja auch alles ganz anders und wir tun Markwort Unrecht. Vielleicht beruht ja seine Kritik tatsächlich darauf, dass er die Inhalte kennt, die er da kritisiert.
Das allerdings wäre nicht weniger spooky. Es würde heißen, dass er es begrüßt oder zumindest nicht diskriminierend findet,

– dass die Katholischen Kirche gemäß einer Initiative aus diesem Jahrhundert für das Recht von Staaten eintritt, Homosexualität strafrechtlich verfolgen zu dürfen,
– dass auch in diesem Jahrhundert Zigtausende Schwule und Lesben in einem der 50.000 oft monopolistisch aufgestellten kircheneigenen Firmen die Kündigung droht, wenn sie zu ihrem Privatleben stehen würden,
– dass die katholische Kirche nicht nur theoretisch, sondern auch „in echt“ daran festhält auch jungen Menschen zu vermitteln, dass ihre Homosexualität widernatürlich ist,
– dass die Katholische Kirche in diesem Jahrhundert die Tatsache, dass sie keine Homosexuellen als Priester mehr zuläßt damit begründet, dass Schwule Menschen sind, denen die, Achtung!, die „emotionale Reife“ fehlt.

Lieber Helmut Markwort,
nehmen Sie mir es nicht böse, aber machen wir es nicht so kompliziert. Wahrscheinlich ist es das Wohlwollenste, das man so oder so über Sie sagen kann, dass Sie ein Mensch sind, dem eben in gewissen Dingen ganz einfach die emotionale Reife fehlt. Ich bin mir sicher, dass sie diese Meinung goutieren werden. Stimmts? Alles andere wäre ja auch aus dem vorigen Jahrhundert.

25 Gedanken zu „Helmut Markworts Kosmos

  1. Nun, wenn ich durch die Berliner Motzstraße gen Nollendorfplatz flaniere, hab ich schon ein bissl den Eindruck, den der d..fe Markwart da schildert. Bei manchen Schaufenstern auch mehr als „ein bissl“.

  2. @Klaus: Na und? Wo ist das Problem? Warum sollten gerade Homosexuelle kein Recht darauf haben, sich zu kleiden wie sie möchten? Warum ist das ein Problem für Sie?
    Ich verstehe es nicht. Und werde es wohl auch nie. Jeder hat das Recht anzuziehen was er möchte, auszusehen wie er möchte, ohne dass er dafür diskriminiert wird. Die Kirche diskriminiert, und zwar aktiv. Das interessiert aber die „normalen“ Menschen auf einmal nicht mehr, weil es sind ja eh „Show-Homosexuelle“.
    So eine Denkweise macht mich krank.

    Ich finde es zwar auch „hässlich“, wenn sich jemand derart verkleidet, aber ich achte ihn doch deshalb als Menschen nicht weniger? Und vor Allem: Ist deshalb seine Meinung weniger wert als die eines jeden anderen Bürgers? Das halte ich für eine lächerlich vorgeschoeben Farcé und das zeigt auch eigtl. wo die Toleranz dann in Ihrem Kopf ein Ende findet.

  3. Lieber Johannes, auch Du solltest die Kirche im Dorf lassen. Wenn es Dich stört, dass bei Karnevalsumzügen die Maskierten im Mittelpunkt stehen und nicht die Zuschauer am Rande, dann hast Du den Sinn von CSD-Umzügen nicht begriffen.
    Wer gerne Christ ist, ist nicht auf die Katholische Kirche angewiesen. Es gibt die lutherischen und reformierten Landeskirchen, freikirchliche, und unzählige Sekten. Es gibt auch eine Orthodoxe Kirche, die allerdings wie schon der Name andeutet, sehr konservativ ist.
    Die zur Schau gestellte Papstophobie vieler Homosexueller verletzt viele gläubige Katholiken. Wenn diese dann wenig erfreut reagieren, sollten die Papstkritiker nicht weinerlich reagieren.
    Die Schwulenbeschimpfung auf Schulhöfen hat allerdings das allerwenigste mit der Katholischen Kirche zu tun. Die Pöbler dürften mehrheitlich dem kirchenfernen, dem nicht-bildungsbürgerlichen oder dem muslimischen Milieau angehören.
    Mit Beschimpfungen gegen die Katholische Kirche kommen wir einem tolerantem Klima nicht näher.

  4. Die Motzstraße ist jetzt repräsentativ für alle Homosexuellen?
    Dann gehen wir um die Ecke Richtung Potsdamer, und da werden alle Heteros durch den Straßenstrch, den Swingerclub und den LSD-Laden repräsentiert?

  5. Die Schwulenbeschimpfung auf Schulhöfen hat allerdings das allerwenigste mit der Katholischen Kirche zu tun. Die Pöbler dürften mehrheitlich dem kirchenfernen, dem nicht-bildungsbürgerlichen oder dem muslimischen Milieau angehören.

    @Bastian Himberger
    Und schon wieder hat sich ein RTL Zuschauer und Rassist geoutet.

    Mit Beschimpfungen gegen die Katholische Kirche kommen wir einem tolerantem Klima nicht näher.

    @Bastian Himberger
    Ach ne, Kirche darf alles. Intoleranz ist ja wohl ein verdammt grosses Problem dieser katholischen Vereinigung. Nur beim Thema Ausbeutung und Befriedigung wird ein Auge zugedrückt! Fragen Sie mal die Missbrauchsopfer.

  6. Da ich gerade sehr gute Kontakte zu meiner örtlichen alt-katholischen Gemeinde knöpfe, die eben keine Probleme mit Homosexuellen haben, möchte ich doch betonen, dass im Text und in den Kommentaren die RÖMISCH-katholische Kirche gemeint sein werden.

  7. Erstmal einen großen Dank an den Autor des Artikels der doch ein recht passendes Bild der Motivation besagter Proteste liefert. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass es bei den meisten Teilnehmern so war.

    @Bastian, der Gedanke deines Texts war sicher ein sinnvoller, allerdings hast du ihn etwas unglücklich formuliert. In dieser Form fordest du Toleranz für Intoleranz, ein Leitsatz der vielen Grundsätzen unserer Gesellschaft widerspricht. Auch ich war kein großer Freund der Proteste und der Entscheidung einiger Politiker, da es sicher probatere und konstruktivere Mittel gegeben hätte.
    Andererseits haben die Proteste aber wieder einen Wunsch nach Abkehr von der strikten Bindung zur römisch-katholischen Kirche erkennen lassen, den sicher auch Unbeteiligte trotz der zum Teil verzehrten Berichterstattung (z.B. eben von Herrn Markwort) gespürt haben.

    Ein lästiges Thema was oft von der Presse aufgebauscht wird ist übrigens in der Tat die teils kanarienvogelartige Bekleidung einiger Protestierender. Hier würde ich mir aber von der LGBT-Community wünschen, dass der dem Thema gebotene Respekt gegenübergebracht wird, und man tatsächlich auf dezente, seriöse oder einfach nur alltägliche Kleidung achtet (wie auch immer der Einzelne das auslegt). Denn gerade im Hinblick auf die Probleme Jugendlicher, die immer noch stattfindende Unterdrückung und das Verhalten der katholischen Kirche sollte uns nun wirklich nicht nach einem Volksfest zu Mute sein.

  8. Es mag sein das die Organisation der römisch – katholischen Kirche eine offizielle Homophobie betreibt. Es mag sein das mein Papst aus den letzten Jahrhundert stammt. Es mag sein das es in der katholischen Kirche noch viele Missstände gibt.

    Doch ich möchte darauf hinweisen dass die Ansichten des Papstes oder die der Kardinäle nicht die der Masse sind. Ich als gläubige Katholiken und Mensch der bisexuell ist vertrete diese Ansichten nicht. Und ein Großteil der Katholiken tut das auch nicht. Es gibt viele Mönche und Priester die offen zu ihrer Homosexualität stehen und nicht gefeuert werden.
    Zudem darf nicht vergessen werden das Homophobie sich auch in den Protestantischen Kirchen und Freikirchen findet.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das besonders die Freikirchen gegen jegliche Art von Nicht Heterosexuellen Verhalten vorgehen und Menschen oft auch physisch quälen nicht nur psychisch. Deswegen bin ich aus meiner Freikirche ausgetreten und katholisch geworden.

  9. Ich werde nie verstehen, wie man als ganze Kirche Homophobie unterstützen kann. Klar, es gibt entsprechende Stellen in der Bibel, die sich in diese Richtung lesen lassen. Aber dieses Buch ist nun mal alt. Gottes Wort hin oder her, es wurde in einer anderen und damit auch für eine andere Gesellschaft geschrieben. (Konnte die Schrift überhaupt so geschrieben werden, dass sie alle zukünftigen sozialen Aspekte abdeckt?) Steht irgendwo „Beschimpft euch, redet Jugendlichen ein, dass sie schlecht sind, hasst euch gegenseitig“? Das wichtige ist doch der Grundtenor: Die Nächstenliebe. Ist das so schwer?

  10. @Frank Jung: Ich schaue kaum RTL. Inwiefern bin ich Rassist?
    Was hat atheistisch, katholisch oder islamisch mit Rasse oder Rassismus zu tun?

  11. Um kurz was klarzustellen zunächst mal Eines vorneweg: Ich habe nichts gegen Menschen gleich welcher Art, Neigung, Hautfarbe. Von der Insitution Kirche halte ich nichts – vom Papst noch weniger. Und der Focus-M. ist mir mehr als suspekt.
    Den Artikel finde ich trotzdem (analog zum betrachteten Focus-Artikel) etwas „Einseitig“.
    Vielleicht sollte man sich mal die Hintergründe überlegen, wieso von „Show-Homosexuellen“ die Rede ist, wieso man den Eindruck gewinnen kann dass schwul sein „In“ ist.
    Da muss ich leider für mich zu der Ansicht kommen, dass die Homo-Bewegung teils schuld an ihrem Karnevals-Immage hat.
    Etwas weniger „Verkleidung“ (klar darf jeder tragen was er will, aber wieso gehören Federboas und Tangas zur sexuellen Identität?) würde der Seriosität vielleicht hier Rechnung tragen. Die Bewegung sollte sich imho tatsächlich nicht im Karnevals-Feier-Tag verlieren. Der CSD hätte wohl noch mehr Zuschauer und noch mehr Gehör in der ganzen Welt, wenn er nicht als „bunt-frivoler“-Feiertag begangen würde.

    Warum macht es die Homo-Bewegung Kritikern so leicht, gerade indem sie nicht so ernst genommen wird, weil das Klische vom Federboa-Boy/Girl permanent bedient wird?

    Allen Homosexuellen sollte Bewusst sein, das Provokation eben genau das ist: Manch einer fühlt sich davon provoziert und (in seiner gegensätzlichen Meinung) ebenfalls nicht ernst genommmen.

  12. @bastian:

    „Wenn es Dich stört, dass bei Karnevalsumzügen die Maskierten im Mittelpunkt stehen und nicht die Zuschauer am Rande, dann hast Du den Sinn von CSD-Umzügen nicht begriffen.“

    Der CSD ist kein Karnevalsumzug.
    Du solltest Dir das Bild wirklich mal ansehen. Das sind nämlich keine Zuschauer, die am Rand stehen und dem „Umzug“ zuschauen, das sind Demonstranten“, die machen aktiv mit!

    „Die zur Schau gestellte Papstophobie vieler Homosexueller verletzt viele gläubige Katholiken. Wenn diese dann wenig erfreut reagieren, sollten die Papstkritiker nicht weinerlich reagieren.“

    Ich übersetze das mal:

    Die zur Schau gestellte Homophobie vieler Katholiken und insbesondere des Papstes verletzt viele Homosexuelle. Wenn diese nun demonstrieren, sollte die Kirche und speziell der Papst – der ja offensichtlich auch stockschwul (Tschulligung) ist – nicht weinerlich reagieren.

  13. ja genau! sollen sich die homos doch gefaelligst so kleiden wie wir normale menschen uns das vorstellen. alles andere waere ja auch unerhoert! wo kaemen wir denn da hin? solange die normal aussehn, sich auch normal verhalten und ihre homosexualitaet nicht oeffentlich zeigen und auch alles brav fuer sich behalten, bin ich da ja auch total tolerant, da duerfen die ja machen was sie wollen!

    aber einfach hier so unseren papst zu beschimpfen (und damit uns alle, denn wir sind papst!), nein, also sowas haetts frueher nich gegeben. ja es gibt vielleicht dinge in unserer kirche mit denen nicht jeder einverstanden ist, aber wir zahlen trotzdem brav unser kirchensteuer an die, die hier fuer recht und ordnung und sitte sorgen!

    not.

  14. Frage mich wieso die emotionale/sexuelle Orientierung eines Menschen Gegenstand einer Richtig/Falsch- bzw. Gut/Böse-Diskusion sein kann. Das einzig Diskussionswürdige zu diesem Thema ist die Diskriminierung der Betroffenen.

    Gruß
    i-lancer

  15. Ich mag keine Trachtenschwuchteln, aber ich respektiere sie als Menschen.

  16. Ich finde diese Anti Haltung echt traurig. Intolleranz wohin man auch guckt. Natürlich gibt es Menschen die ,warum auch immer, ein Problem mit Homosexuellen haben. Dazu bedarf es aber nicht in der katholischen oder sonst einer Kirche zu sein. Es reicht schon wenn man eine Erziehung erfahren hat die nicht Offenheit gegenüber anderen beinhaltet hat.
    Man darf oder besser sollte das natürlich kritisieren und das Ganze auch öffentlich machen. Man sollte dabei nur immer daran denken dass es (in diesem Fall hier) nicht DIE Kirche ist bzw DIE Gläubigen. Vielmehr sind es DIE homophoben intolleranten Menschen. Woher auch immer.
    Ich bin selbst gläubig, bin aber momentan in keiner Kirche. Trotzdem finde ich es schade wenn ich eingeneralisierendes Bashing mitbekomme. Das muss nichtmal im Artikel sein. Sobald es eine Kommentarfunktion gibt und es um Kirche (insb. kath.) und Sexualität geht gibts „Haue“ auf alle Gläubigen. Man kann sich „seine Familie“ nicht aussuchen. Wenn man den Glauben hat, dann hat man ihn. Natürlich gibts in „meiner Familie“ schwarze Schafe denen man mal die Hammelbeine lang ziehen sollte. Was soll ich jetzt machen? Den Glauben aufgeben weil es diese Leute gibt? Es gab sicherlich auch schon homosexuelle Schwerverbrecher. Kann man deshalb alle Homosexuellen als Verbrecher bezeichnen oder ist durch sowas je ein Schwuler plötzlich Hetero geworden?

    Ums kurz zusammenzufassen
    + Kritik an intolleranten menschenverachtenden Menschen

    – über einen Kamm scheren

  17. Die Demonstration als „aus dem vorigen Jahrhundert.” zu denunzieren, jedoch die Zustände gegen die sie sich richten, damit in Schutz nehmen zu wollen – das ist so unlogisch, dass es weh tut.

    Das reaktionäre Programm, welches hier verfolgt wird, beschränkt sich darauf, den Papst zu bejubeln weil er Glamour hat und vermarktbar ist, und zu preisen weil er deutsch ist. Die naive Begeisterung des freudetrunkenen Markworts will nicht gestört werden durch Protest, und meint im Recht zu sein, beliebige Ausreden herbeizuhalluzinieren.

  18. @js: Wer zwingt Sie denn, Ihren Glauben als Schicksal hinzunehmen? _In_ Ihrem Glauben haben Sie nichts zu melden, weil es eine Autokratie ist. Wenn Sie das so hinnehmen, ist das ihre Sache. Wieso treten Sie nicht aus, und einer Splittergruppe bei, die selbst bestimmt, woran sie glaubt?

    Weil dann der Glaube insgesamt in sich zusammenfällt? Weil er eigentlich nur auf Konvention und Tradition beruht, und Sie den machtvollen Apparat nicht verlieren wollen, sondern lieber unmündig bevormundet werden, und dann im Geheimen ihre Vorbehalte und Häresien pflegen?

    Ihr Club ist so verlogen! Denn auf der Ebene der Würdenträger und Schriftgelehrten ist es vorbei mit den privaten Vorbehalten, und „eigentlich sehe ich das nicht so, wie Rom“ – wer da den Mut hat, offen zu seiner Meinung zu stehen ist weg vom Fenster. Da ist die Lehrerlaubnis dann futsch, und gepredigt werden darf nicht mehr.

    Die ganzen Gläubigen mit ihren abweichenden Vorstellungen lassen also die Priester, denen es ebenso geht, schmählich im Stich; jeder macht vereinzelt mit sich selbst aus, was er letztlich glaubt und heuchelt.

    Aber die Piusbrüder werden christlich wieder aufgenommen, im Schoß der Mutter Kirche.

    Das ist sooo gütig – mir kommen die Tränen! Selbst Faschisten sind willkommen.

  19. „Bastian Himberger
    Posted 24. Oktober 2011 at 16:44 | Permalink

    @Frank Jung: Ich schaue kaum RTL. Inwiefern bin ich Rassist?
    Was hat atheistisch, katholisch oder islamisch mit Rasse oder Rassismus zu tun?

    Bastian Himberger
    Posted 24. Oktober 2011 at 20:06 | Permalink

    Ich mag keine Trachtenschwuchteln, aber ich respektiere sie als Menschen.“

    Man soll ja keine Trolle füttern, aber…nein; keine Trolle füttern, die Frage beantwortete sich von selbst.

    Um kurz was klarzustellen zunächst mal Eines vorneweg: Ich habe nichts gegen Menschen gleich welcher Art, Neigung, Hautfarbe. Von der Insitution Kirche halte ich nichts – vom Papst noch weniger. Und der Focus-M. ist mir mehr als suspekt.
    Den Artikel finde ich trotzdem (analog zum betrachteten Focus-Artikel) etwas “Einseitig”.
    Vielleicht sollte man sich mal die Hintergründe überlegen, wieso von “Show-Homosexuellen” die Rede ist, wieso man den Eindruck gewinnen kann dass schwul sein “In” ist.
    Da muss ich leider für mich zu der Ansicht kommen, dass die Homo-Bewegung teils schuld an ihrem Karnevals-Immage hat.
    Etwas weniger “Verkleidung” (klar darf jeder tragen was er will, aber wieso gehören Federboas und Tangas zur sexuellen Identität?)

    Warum nur sind die Juden so jüdisch? Wenn sie doch nur darauf verzichten würden, in ihren „Verkleidungen“ herumzulaufen…(klar, darf jeder tragen was er will, aber wieso gehören Tefillin und Kippa zur religiösen Identität?)

  20. @js

    Ich finde bei der Debatte um die katholische Kirche geht es nicht nur darum, dass es ein paar schwarze Schafe gibt, die sich „unchristlich“ verhalten und Kinder missbrauchen. Die katholische Kirche vertritt ein bestimmtes Menschenbild und bestimmte Ansichten, entweder man kann sich mit diesen Ansichten identifizieren oder sieht sie als gottgegeben an, dann ist man Katholik, oder man tut es nicht, dann kann man weiterhin gläubig sein, aber ist kein Katholik.
    Wacht auf, die katholische Kirche ist kein Mitmachzirkus und war nie als solcher gedacht, was der Pabst sagt ist Trumpf, egal wie reaktionär das rüberkommt, wer damit Probleme hat soll austreten!

    Und zum Thema CSD – Wo kämen wir denn hin, wenn öffentlich drüber abgestimmt würde, welche Klamotten für eine Demo angemessen sind und welche nicht!
    Abgesehen davon, warum sollen Leute die Lust drauf haben nicht ne große Party feiern dürfen, solange ernsthafter Protest dadurch nicht verdrängt wird!

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