Dass der Papst vor dem Deutschen Bundestag reden darf, ist ein unglaublicher Vorgang.
Die Botschaft ist: Homophobie ist gar nicht so schlimm.
Schwule und Lesben können sich im Zweifel nicht darauf verlassen, von Gesellschaft und Politik vor schwulen- und lesbenfeindlicher Hetze verteidigt zu werden.
Homophobie ist nicht ein Angriff auf einen bestimmten Lebensstil. Homophobie ist ein Angriff auf die Würde und auf das Leben von Menschen.
Homophobie tötet.
Auch wenn es in Deutschland immer weniger Menschen gibt, die offen sagen, dass sie gegen Homosexuelle sind, nimmt der Hass und die Gewalt gegen Schwule und Lesben zu. Solange die katholische Kirche behauptet, Homosexualität sei gegen die „Natur des Menschen“, ist sie mitverantwortlich für eine gefährliche homofeindliche Stimmung, die Menschenleben bedroht.
In vielen Ländern der Erde wird Homosexualität streng bestraft, oft mit dem Tod. Die katholische Kirche unterstützt diese Länder darin, indem sie deren Recht verteidigt, Homosexualität zu bekämpfen: Mit dem Argument, Staaten müssten das Recht haben, „gewisse sexuelle Handlungen“ zu regulieren und gewisse „sexuelle Verhaltensweisen“ per Gesetz zu verbieten. Der Vatikan kämpft gegen die Erklärung „Gewaltakte und Menschenrechtsverletzungen wegen der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verhindern“ im UN-Menschenrechtsrat . Er stellt sich somit klar gegen alle EU-Länder und auf die Seite aller Homosexuellen-tötender Diktaturen.
Denjenigen, die den Papst-Auftritt im Bundestag dadurch rechtfertigen, dass es ja ein Staatsbesuch sei, muss also klar sein, was für einem Staat sie dort die Stimme geben wollen.
Und dann gibt es auch solche, die den Auftritt damit rechtfertigen, die katholische Kirche sei ja eine große und wichtige Religionsgemeinschaft in Deutschland. Aber ist es nicht vielmehr die Verantwortung als die Größe, die es zu bewerten gilt? Muss man nicht gerade von einer solchen Organisation erwarten dürfen, dass sie verantwortungsvoll mit ihrer gesellschaftlichen Bedeutung umgeht?
Solange die katholische Kirche so tut, als sei Homosexualität keine gleichwertige Veranlagung sondern eine moralische Entscheidung, begeht sie täglich ein Verbrechen an tausenden von Jugendlichen, die sie in ihrem meist schmerzvollen Coming Out nicht nur nicht unterstützt, sondern auch noch verurteilt. Viele überleben ihr Coming Out nicht. Die Ablehnung von Homosexualität unter Jugendlichen steigt. Homosexuelle Jugendliche bringen sich viel häufiger um als ihre heterosexuellen Altersgenossen. Oft haben sie das Gefühl, falsch zu sein. Sie haben Angst vor einem feindlichen Umfeld, davor auf Unverständnis zu stoßen.
Das Signal des Deutschen Bundestages zeigt, dass diese Angst gerechtfertigt ist.
Die Verurteilung von Homosexuellen beginnt in der Jugend und setzt sich im Berufsleben fort! In der Kirche und in kirchlichen Organisationen ist ein Outing aufgrund des Drucks von außen praktisch unmöglich. Es droht Mobbing und im äußersten Fall sogar die Kündigung – die normalerweise unzulässig ist. Aber wer will schon in einem Betrieb weiterarbeiten, in dem einem aufgrund der sexuellen Einstellung gekündigt wurde?
Leider ist dies weitverbreitet auch in kirchennahmen Betrieben, siehe J. Nitezki „Chancengleichheit? Über den Umgang mit homosexuellen Beschäftigten in Einrichtungen der katholischen Kirche“. Einblick möglich z.B. unter http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/179041.html
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