Der Quasi-Rassismus von Katherina Reiche und die Verantwortung von Günther Jauch

Wir müssen aufhören, uns inhaltlich mit dem Quasi-Rassismus von Katherina Reiche auseinander zu setzten. Es geht nicht darum, welche Meinung sie zur „Homo-Ehe“ hat. Es geht um das Menschenbild, mit dem sie diese begründet.

In einer Debatte, die  auf der Basis der Werte unseres Grundgesetzes geführt wird, muss niemand, auch kein kein Schwarzer, kein Jude und auch keine Homosexueller begründen, warum seine Hautfarbe, seine Religion oder seine Sexualität nicht widernatürlich ist.  Es ist nicht die Pflicht der Homosexuellen zu begründen, warum eine Gleichstellung ihrer Beziehungen keine Gefahr für die Gesellschaft ist. Der Aggressor muss sich rechtfertigen, nicht die, die er zu treffen versucht.

Die Grenzen der Meinungsfreiheit sind in unserer Gesellschaft juristisch gottseidank sehr weit gesteckt. Deswegen muss es auch Katherina Reiche gestattet sein, öffentlich ihre extremistischen Ansichten äussern zu dürfen, genau so, wie es der NPD als nicht verbotene Partei erlaubt sein muss, öffentlich für ihre zu demonstrieren.

Etwas anderes ist, ob man Personen, die auf solche Art Minderheiten diffamieren, ein Podium in einer öffentlich rechtlichen Talkshow geben darf.

Natürlich kann man darauf hoffen, dass sie sich selbst demontieren. Aber  diese Hoffnung kann nicht Basis für eine Talkshow sein, die der politischen Aufklärung dienen soll. Schliesslich befragt Jauch in seiner Show auch keine NPD-Landtagsabgeordneten nach ihrer Meinung zur Integrationspolitik.

Offensichtlich kennt er seine Verantwortung. Es wäre schön, wenn er sie auch übernimmt.

 

 

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Nachtrag, 8,08.2013 :

Julian Miller schreibt in seiner Kolumne „360 Grad“ auf quotenmeter.de, warum die Jauch-Sendung ein „journalistisches Desaster“ war;

„Wo dieses forcierte Stehenlassen der Widersprüche hinführen kann, hat man auf eine besonders krasse Art am Schluss der Homo-Ehe-Sendung gesehen, als Jauch neben Zuschauermails, die das Ehegattensplitting und das volle Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare befürwortet haben, auch eine solche vorlas, die man mit Schwulenschelte noch gelinde umschreibt. Da wurde in seiner Widersprüchlichkeit zugelassen, was eigentlich in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft gar nicht mehr tragfähig ist.

Und das ist nicht nur schlechter Journalismus, sondern sogar bedenklich.“

 

 

15 Gedanken zu „Der Quasi-Rassismus von Katherina Reiche und die Verantwortung von Günther Jauch

  1. Seh ich nicht so. Zum einen darf man in einer Demokratie niemandem verwehren seine Meinung zu äußern und dazu gehört für mich, dass auch unliebsame Menschen wie Frau Reiche (gerade) nicht von Talkshows ausgeschlossen werden dürfen. Ich bin deswegen davon überzeugt, weil man NUR vor einem Massenpublikum Gegenargumente von der anderen Seite hören und zu einer differenzierten Meinungsbildung beitragen kann. Alles andere würde zu einer Radikalisierung derjenigen führen, die sowieso latent homophob sind. Bei Jauch saßen mit dem schwulen Vater Thomas Welter und dem ehemaligen Bürgermeister Bremens zwei Menschen da, die sehr glaubwürdig waren und die Argumentationskette von Frau Reiche ins Leere laufen ließen („Fortbestand der Gesellschaft“ und „MInderheit diskriminiert Mehrheit -> Opferrolle“). Ich war eher etwas enttäuscht von Günter Jauch, der viel mehr auf die Diskriminierende Art und Weise der CSU Hardlinerin hätte gehen müssen. Er hätte seine neutrale Rolle deswegen in keinster Weise aufgegeben.

  2. @Johannes: Ich stimme dir zu 100% zu!

    @Weibezahn: Du sagst in einer Demokratie sollte jeder seine freie Meinung äußern dürfen. Ja, so sollte es sein, aber denk mal an Eva Herman, die hat auch NUR ihre Meinung gesagt und wurde damit sofort in eine Ecke gedrängt in die sie sicher nicht wollte und auch nicht gehört. Es ist in Deutschland mittlerweile nicht so leicht NUR seine Meinung zu sagen. Du wirst ja schon blöd angeschaut wenn du nur das Wort „Ausländer“ in den Mund nimmst. Dann heißt es „Ohh, du meinst wohl Imigranten“ oder sowas – Ich meine wo soll das noch hinführen? Und solange ich nicht das Wort Ausländer sagen darf, sollte sich auch eine gewisse Frau Reiche am Riemen reissen.

  3. Ich bin der Meinung, dass derartigen homophoben bis beleidigenden Zuschauerkommentaren kein Podium in einer Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geboten werden darf. Dies unkommentiert als Schlußwort stehen zu lassen ist meines Erachtens schon grob fahrlässig! Herr Jauch sollte sich bei
    seinen Studiogästen, wenn nicht allen Schwulen und Lesben entschuldigen!!!
    Frau Reiche und der Typ von der FAZ haben sich durch ihre Aussagen disqualifiziert. (O-Ton Reiche: „Wenn ein Mann und eine Frau…“; sie hat wohl anscheinend nicht begriffen, dass auch Homosexuelle Mann oder Frau sind!)

  4. …ist hier irgend jemand aufgefallen, das die Frau KathErina heißt!

  5. Wenn man schon eine so extreme Frau wie Katherina Reiche in eine Talkshow einlädt, dann muss der Gastgeber (Jauch) gefälligst so gut vorbereitet sein, dass er klar nachhakt und offensichtlich falsche Fakten eines Gastes korrigiert, statt diese einfach stehen zu lassen. Es ist schlicht falsch, dass das Grundgesetz explizit definiert, dass eine Ehe immer nur aus Mann und Frau bestehen kann. Das GG definiert in seinem Wortlaut den Begriff „Ehe“ überhaupt nicht. Sowas muss Jauch klar stellen, wenn Reiche oder dieser FAZke das Gegenteil behaupten.

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