(Vorschaufoto: Alamy Stockfoto / Ina Tenz und Bela Anda beim deutschen Radiopreis 2014)
Manchmal ist das Private politisch. Erst recht, wenn Menschen ihr Privatleben dazu machen. So wie die Radiofrau Ina Tenz, die ihre traurige Berühmheit gleich zwei homophoben Radioskandalen verdankt. Als FFN-Senderchefin war sie verantwortlich für die „Schwabentucke“-Comedy zu Fussball-Bundestrainer Jogi Löw und bei Antenne Bayern für den Boykott des „Vincent“-Songs- von Sarah Connor, der die Homosexualität eines Jugendlichen thematsiert („Vincent kriegt keinen hoch, wenn er an Mädchen denkt“) .
Als Beleg für die Behauptung, das das gar nicht homophob gemeint sein kann, führt sie u.a. ihr Privatleben an. Auf Twitter konterte sie meinen Homophobievorwurf so:
Normalerweise mache ich das nicht. Normalerweise versuche ich, mich im Homophobie-Diskurs nur auf die öffentlich formulierten Aussagen der handelnden Personen zu beziehen. Ich versuche nicht über Privates, nicht über persönliche Beweggründe zu spekulieren. Es sollte nicht darum gehen, um die bessere Moral streiten, sondern um die besseren Argumente.
Das gilt auch dann, wenn eine der Homophobie-Ikonen des Jahres selbst ihr Privatleben zum Argument erklärt. So sollte Tenz‘ neunjähriger Sohn (den sie mit dem Song-Boykott zu schützen vorgibt und den sie damit einer großen Öffentlichkeit einer großen Lächerlichkeit preisgegeben hat) beim Streit um den „Vincent“- Song keine Rolle spielen. Er kann nichts dafür, von seiner Mutter in diese öffentliche Auseinandersetzung hineingezogen worden zu sein. Und er ist ein Kind.
Und trotzdem gibt es eine private Beziehung, die bei der Bewertung vin Ina Tenz‘ Aussage, Homosexualität sei „normal“ in ihrem Privatleben, von öffentlichem Interesse ist: Die zu ihrem Mann. Dieser hat ihre Position zum Vincent-Boykott nicht nur öffentlich auf Twitter unterstützt. Er ist auch selbst eine öffentliche Figur.
Wir reden von Bela Anda, einem Pionier der neuen Homophobie, dem ehemaligen Regierungssprecher unter Bundeskanzler Gerhard Schröder, der als Politikchef der BILD-Zeitung bereits 2014 den homosexuellenfeindlichen Sprech kultivierte, der bei AfD und anderen Homohassern heute Standard ist. Ausgerechnet er, der damals mächtige Chef beim mächtigen Hetzblatt BILD nutzte den Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest zur „Das wird man doch mal sagen dürfen“-Attacke auf Homosexuelle, u.a. mit dem Argument, dass diese zu viel Meinungsmacht hätten. Hier im Nollendorfblog ist Anda seitdem ewiger Gewinner beim nicht ganz ernst gemeinten „Homophobie-Bingo“, das den um so ernsteren Hintergrund beleuchtet, dass Anda es schaffte, in einem einzigen Artikel gleich alle homophoben Argumentationsmuster unterzubringen.
Fakt ist also, dass Vincent-Boykottiererin Ina Tenz mit dem Mann verheiratet ist, der durch Conchita Wurst sein eigenes Rollenverständnis von Mann und Frau gestört sieht, wobei er dies als Vorwurf meint und nicht als Kompliment.
Was also bedeutet ihr Verweis auf Ihr Privates als Beweis dafür, dass ihr „Vincent“-Boykott nicht homophob motiviert war?
Entweder sie trotzt der homophoben Ängsten und Tiraden ihres Mannes und jeder, der die beiden kennt, kann davon „berichten“, wie sehr sie ihn dafür in den Senkel stellt. Obwohl dies natürlich theoretisch möglich ist, habe ich dafür bisher keinen Beleg gefunden. Denn möglich ist eben auch: Sie teilt sie die krassen „Normalität“- Vorstellungen ihres Mannes und findet homophobe Meinungsmache gar nicht homophob. Ina Tenz und Bela Anda, das deutsche Traumpaar der Homophobie.
Dann wäre der „Vincent“-Skandal allerdings ein anderer. Nicht das Ergebnis einer zufälligen, schrecklich-nett-verklemmten Alltagshomophobie. Sondern das Resultat einer bewussten und extremen homophoben Agenda, wie sie in deutschen Rundfunkanstalten eigentlich keinen Platz haben sollte. Erst recht nicht bei öffentlich-rechtlichen, von denen einige bisher voller Stolz verkündetet hatten, dass sie den „Vincent“-Song im Gegensatz zu privaten Konkurrzenzsendern in voller Länge spielen.
Ina Tenz hat die „Vincent“-Geschichte im öffentich-rechtlichen Ansehen jedenfalls nicht geschadet. Die Gerüchte verdichten sich, dass Deutschlands Radiofrau mit dem besonderen Händchen für Homophobes demnächst Hörfunkdirektorin beim NDR wird.
Hier alle vorherigen Beiträge im Blog zum Thema:
„Vincent kriegt keinen hoch“: Das ist die Frau hinter dem Problem mit dem Song von Sarah Connor
„Vincent“: Antenne-Bayern-Programmchefin Ina Tenz wirft Nollendorfblog „Falschbehauptungen“ vor
Wegen Conchita Wurst: BILD-Politikchef Anda gewinnt Homophobie-Bingo
Broder/Anda/Matussek: Wenn alte Männer „Müssen“ müssen
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