Vorschaubild: Die Flagge Malaysias
Heute beginnt die ITB. Im September letzten Jahres hat dieses Blog als erstes Medium die Rolle der weltgrößten Tourismusmesse als Propagandahelfer eines Folterstaates hinterfragt. Kurz zuvor wurde im aktuellen ITB-Partnerland Malaysia erstmals ein lesbisches Paar in Malaysia aufgrund gleichgeschlechtlichem Sex zu einer Folterstrafe verurteilt, die umgehend vollstreckt wurde. Da die ITB dem Land Berlin gehört und auch, weil sich die Berlin als „Regenbogenhauptstadt“ verpflichtet hatte, auch international für die Rechte von LGBTI einzustehen, hatte ich gefordert, dass die Berliner Regierung ihre Möglichkeiten nutzt, um Druck auf Malaysia auszüben:
Es geht ja nicht darum, nur noch Länder zu Partnern zu machen, bei denen menschenrechtlich gesehen alles in bester Ordnung ist. Aber zumindest dürften doch nicht die hofiert werden, bei denen es sich gerade drastisch verschlimmert. Gerade in Malaysia, wo es auch in der Regierung Gegner solcher Strafen gibt (auch gerade wegen der Auswirkungen auf das internationale Ansehen) könnten die gestärkt werden, die auf die klaren Erwartungen aus dem Ausland verweisen. Warum nutzt die Messe Berlin diese Möglichkeit nicht?
Ja, warum eigentlich nicht? Durch meine Blogbeiträge hierzu entwickelte sich eine gewisse Hektik, es gab eine Aufsichtsratssitzung der Messe, auf der diskutiert wurde. Es gab Versprechungen der grünen Bürgermeisterin Ramona Pop, zumindest für die Zukunft bessere Regelungen finden zu wollen und bei der aktuellen Messe die Chance zu nutzen, Maylaysia mit diesen Vorwürfen zu konfrontieren.
All dies war hohles Geschwätz einer grünen Bürgermeisterin, ganz offensichtlich mit der Hoffnung, dass alles zum Messebeginn wieder vergessen ist. Und fast wünscht man sich, dass es dabei geblieben wäre. Doch Messe und Bürgermeisterin haben wohl tatsächlich vor, die Community hier so richtig für dumm zu verkaufen. Die Pressesprecherin der Bürgermeisterin hat mir als eine der Maßnahmen in der Sache tatsächlich angekündigt, ihre Chefin habe nun vor, ein „persönliches Treffen“ mit dem Geschäftsführer des LSVD über diese Sache zu führen. Na supi. Da wird sich die Regierung Malaysias sicher vor Angst in die Hose machen. Außerdem soll es nun statt der anvisierten Konfrontation Malaysias mit dem Thema nun eine Diskussion auf der Messe geben, wie queerer Tourismus die Menschenrechtslage verbessern kann. Nicht die Messe soll also Verantwortung übernehmen, nicht das Land Berlin, dass mit zumindest ein bisschen Druck die Anstrengungen der Regierung Maylaysias gegen die Homofolter hätte unterstützen können. Nein, Lesben und Schwule sollen nun in diese Länder reisen, um im Selbstversuch anzutesten, was da geht. Nicht Menschenrechte sind die Lösung, sondern Tourismus! So sieht es also aus, wenn Rot-Rot-Grün Berlin zur Regenbogenhauptstadt erklärt. Puh!
Doch auch das ist noch nicht der Zynik letzter Schritt:
Um tatsächlich die Weltmeisterschaft im Pinkwashing für sich gewinnen zu können, versendete die Messe Berlin eine Einladung zu einem Queer-Empfang. Versehen mit dem Logo des Queer-Folterstaates Malaysia. Berlin, du kannst so häßlich sein.
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