Liebe Leserinnen und Leser des Nollendorfblogs,
das Nollendorfblog wird in diesem Frühjahr zehn Jahre alt. In dieser Zeit ist viel passiert. Als ich dieses Blog 2009 begonnen habe, war sich die Gesellschaft weitgehend darüber einig, dass es für LGBTI nun immer besser würde, dass alles, was es noch zu erreichen gab, nur noch eine Frage der Zeit sei. Und ja, es hat sich viel verbessert. Schaut man zum Vergleich noch ein paar Jahrzehnte zurück, dann hat sich sogar mehr getan, als sich die meisten von uns je vorstellen konnten.
Und doch, das wissen wir heute: Es war eben nicht vor allem eine Frage der Zeit. Das, was wir erstritten haben, kam nicht von selbst, es ist vor allem das Ergebnis eines langen Kampfes unserer Community. Und noch etwas haben wir in den letzten zehn Jahren gelernt: Wir haben die Sicherheit verloren, dass alles immer besser wird. Vieles ist auch schlechter geworden, die Grenzen des Sagbaren verschieben sich gegen uns und andere Minderheiten. Wir müssen heute wieder über Dinge diskutieren, die wir schon längst dachten, „abgehakt“ zu haben. Wenn wir heute auf die nächsten zehn Jahre Blicken, dann ist es anders als vor zehn Jahren: Es wird immer besser, alles eine Frage der Zeit, das war einmal.
Aber auch innerhalb der Community hat sich einiges verändert. Einige von uns sind sogar der Meinung, dass es Community nicht mehr braucht. Oder dass Community nicht mehr „funktioniert“.
Wer dieses Blog liest, weiß, dass ich das anders sehe. Ich glaube fest an unsere Community. Vielleicht sogar mehr denn je. Ja, es muss Veränderungen geben, ja, alle Gewissheiten müssen überdacht werden. Aber war das nicht immer so?
Seit fast nun einem Jahr bin ich auf Lesereise mit meinem Buch, das auch diesem Blog basiert. Wenn ich unterwegs bin, erfahre ich jeden Abend in kleinen wie großen Orten in Deutschland, wie stark unsere Community ist, was für großartige Leute wir haben. Ich erlebe und bin überwältigt davon, wie dort gearbeitet, wie dort vor Ort Gesellschaft verändert wird. Und wie dort auch verstanden wird, wie divers wir sein müssen, weil verstanden wird, wie divers wir sind.
Nein, die nächsten zehn Jahre werden nicht einfach, sowohl, was die Konflikte nach innen, als auch die nach außen betrifft. Aber ich bin mir sicher: Wenn jemand darauf vorbereitet ist, dann unsere Community. Lasst uns über sie streiten. Aber lasst sie uns nicht kaputtreden!
In diesem Blog soll in den nächsten Wochen deshalb vermehrt darum gehen, wie wir unsere Community stärken und weiterentwickeln können. Aber der Jahrestag ist auch eine gute Gelegenheit, einmal von online auf offline zu wechseln:
Ich möchte das 10-jährige Bestehen dieses Blogs mit einem Community-Fest feiern, ein Abend, an dem wir zurückblicken auf die Ereignisse des letzten Jahrzehnts, aber auch darüber reden, was nun zu tun ist. Wie hat sich die Gesellschaft in den letzten zehn Jahren verändert? Was bedeutet das für LGBTI aber auch für andere Minderheiten?
Es wird Begenung und Wiedersehen mit wichtigen AkteurInnen, mit
prominenten Talk-Gästen aus Politik, Kultur und der queeren Community.
Aber natürlich wird auch gefeiert mit vielen illustren musikalischen Showacts, die von Florian Ludewig („Malediva“) am Piano begleitet werden.
Wer alles dabei sein wird, wird hier am 1. März bekannt gegeben, dann startet auch der Vorverkauf.
Ich würde mich freuen, möglichst viele von Euch dort zu sehen. Deswegen meine Bitte: Save the Date: 28. Mai, Tipi am Kanzleramt am 20.00 Uhr.
Wir brauchen Deine Hilfe! Das Nollendorfblog bleibt werbefrei und unabhängig durch die freiwillige Unterstützung seiner Leserinnen und Leser.
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